Aragonien September 2021
Eine Reise in menschenleere Weiten zwischen Pyrenäen und Ebro.
Vor mir liegen 7 Tage und ca. 1200 Kilometer spannendes Terrain.....
Ich gelte ab heute als durchgeimpft gegen CORONA 💉😣 mit Brief und Siegel und genau an diesem Tage begebe ich mich zusammen mit meinem VW Beetle 🐞 auf die Fähre 🛳 von Palma nach Valencia. Ich werde mir Aragonien ansehen und nehme euch gerne wieder mit, wenn ihr wollt 🤗
Aragón, benannt nach dem gleichnamigen Fluss, ist eine autonome Gemeinschaft Spaniens 🇪🇸 und entspricht dem mittelalterlichen Königreich Aragonien, welches von 1035 bis 1707 existierte. Erst im Jahr 1982 erhielt Aragón seine Eigenständigkeit zurück.
Im Norden verlaufen die Pyrenäen 🏔 als Grenze zu Frankreich 🇫🇷 . Im Süden windet sich der Rio Ebro über 930 km bis ins Ebro Delta, wo er ins Mittelmeer fließt. Mit knapp 50.000 km2 und nur 1,3 Millionen Einwohnern (die Hälfte davon lebt in der Hauptstadt Zaragoza) gehört Aragon zu den am dünnsten besiedelten Regionen Europas.
Neben dem Spanischen wird in einigen Tälern der Pyrenäen noch Aragonesisch gesprochen, das sich aus dem Vulgärlatein (Wikipedia nennt es wirklich so 🤣) entwickelt hat.
Genug der Völkerkunde! Los gehts 🤩
Ich erreiche den Fährhafen und in meinem Kopf trällert Chris de Burgh „don’t pay the ferryman“ 🎶 Die Fähre legt kurz nach 11:00 Uhr ab. Schiff Ahoi 🛳👨✈️⚓️
Nach einiger Zeit ist Mallorca 🏝 nur noch ein kleiner Punkt im Mittelmeer 🌊
Für meinen Geschmack dürfte es ein bisschen mehr „Fluch der Karibik“ Feeling sein (weltgrößter Piraten 🏴☠️ Fan ich doch bin 🤩), aber Hauptsache ich bin auf Tour 🧳
Die Autofähren von heute haben nichts mehr mit dem Kahn zu tun, mit dem ich 1986 mit dem Motorrad nach Korsika übergesetzt habe. Ich war damals das erste und bis dato letzte mal in meinem Leben seekrank. Wenn jemand gesagt hätte, in 10 Minuten sinkt das Schiff, ich hätte nur gefragt „warum nicht sofort?“ 🤢🤢🤢
Ich genieße die Fahrt auf dem Sonnendeck 😎⛱
Valencia begrüßt mich gegen 18:30 Uhr am Hafen wenig einladend in grauem Kleid ☁️☁️☁️ Ich fahre von der Fähre runter und bemerke, dass ich ja vergessen habe zu tanken 😣 und der Beetle sagt, noch 5 km, dann bleibe ich stehen 😋 …und zwar im Feierabend Verkehr einer 800.000 Einwohner Stadt, in der ich mir ein Hotel mitten in der Altstadt ausgesucht habe 😬👍 Ich schaffe es auf den letzten Tropfen zur Tankstelle ⛽️😅
Das Hotel 🏨 im venezianischen Stil liegt wirklich mitten am Rathausplatz von Valencia und ich brauche nur vor die Tür zu gehen, um mir ein hübsches Restaurant auszusuchen. Ich entscheide mich für eines und esse zu Abend. Währenddessen zieht der obligatorische Rosenverkäufer alle Register. Ich brauche aber grade WIRKLICH keine Rose 🌹😄
Ich schlendere noch ein wenig durch die Nacht und lasse die Stadt auf mich wirken.
Der selbe Rosenverkäufer kreuzt meinen Weg erneut. Ich brauche immer noch keine Rose, aber er setzt sich zu mir und wir unterhalten uns nett. Er ist Pakistani und wohnt mit 2 weiteren Kollegen in EINEM Zimmer zu dritt 😐 Er schickt Geld in sein Heimatland an seine Familie.
Ein Typ mit Pupillen groß wie Teller bettelt mich um Geld an und wird pampig, als ich ablehne. Ein weiterer probiert es 🙄
Hach ja, Großstädte… hübsch anzuschauen, aber ich bin immer froh, wenn ich sie wieder verlasse 😅
Der Quell des Lebens und el toro negro
Valencia lasse ich hinter mir und es wird deutlich entspannter. Es wird immer einsamer und das ist auch gut so. Ich habe Straße und Gegend ⛰ für mich alleine. Es stimmt wirklich: Menschenleere Weiten… 🐑🐴🐄
Der Ort Teruel liegt vor mir. Er zeichnet sich aus durch eine architektonische Besonderheit, die sogenannten Mudejar Türme. Sie sind arabischen Ursprungs. Es tangiert mich nicht wirklich und ich fahre direkt weiter.
Albarracin, eines der schönsten Dörfer Spaniens, ist mein nächstes Ziel. Es erinnert mich ein bisschen an Valdemossa ohne Blumen, aber es ist kein bisschen touristisch. Es ist ein mittelalterliches Dorf, das mühevoll erhalten wurde und wirklich sehenswert ist. Die paar Läden und Bars haben fast alle zu und ich frage mich wie so oft heute, wovon diese Gegend eigentlich lebt. Die Landschaft ist eine Mischung aus den schottischen Highlands und der bizarren Gegend, wo Tolkins Elben leben. Ich lasse mich von „Fiddlers Green“ begleiten 🎶 🇮🇪
Andere Nationalitäten habe ich übrigens noch gar keine getroffen. Ich habe den Eindruck, Aragon ist ein Geheimtipp für Spanier. Man kann hier günstig Urlaub in unberührter Natur machen, die Gegend ist sehr ruhig und frei von peinlichen Touristen.
Auf meinem Weg Richtung Cuenca entdecke ich ein Schild, das auf einen Wasserfall 💦 hinweißt. Ich halte und klettere einen steinigen Pfad hinunter. Ich gehe ihn mit Freuden, hatte ich doch schon viel steinigere Wege in meinem Leben 😅
Ich werde fürstlich entlohnt für die Strapaze mit einer vollkommenen und unberührten Schönheit, wie sie nur die Natur hervorbringt. Die „Quelle des Lebens“ kommt mir in den Sinn, die Captain Jack Sparrow findet 🏴☠️
Ich klettere wieder hinauf und fahre weiter. Erneut bremst mich ein Wegweiser, der mir den Ursprung des Tajo verspricht. Er ist mit ca. 1007 km der längste Fluss auf der Iberischen Halbinsel, fließt in Ost-West-Richtung durch Spanien und Portugal und mündet in den atlantischen Ozean 🌊 Der Geburtsstätte dieses Flusses hat man ein ehrwürdiges Denkmal gesetzt.
Ein dritter Wegweiser bringt mich dazu, meine Strecke zu verlassen. Eine alte Mühle soll es wohl sein. Ich fahre lange und es wird immer steiniger und holpriger. Es wird waldig und mir kommt in den Kopf, was wohl wäre, wenn mir JETZT ein Reifen platzen würde, denn Telefonnetz oder Internet habe ich schon lange keines mehr 😬 Ich bin in the middle of nowhere. Und vor mir taucht plötzlich ER auf.
Groß, stark, schwarz... ein Berg aus Muskeln steht vor mir und starrt mich an 😳

Wir stehen uns gegenüber und ich frage mich, ob es wohl einen Kuhfänger als Anbauteile für den VW Beetle Cabrio gibt 😆
Der Riese macht keinerlei Anstalten und ich passiere langsam. Eine sehr, seeeehr große Pfütze trennt mich von der Mühle und ich lasse Vernunft walten und kehre um. Der Riese und seine Herde haben mittlerweile den Weg überquert und nehmen nur geringe Notiz von mir.
Nach über 300 km erreiche ich mein Hotel Resort und bin sehr zufrieden mit meiner Wahl.
Wo Tinkerbell 🧚🏼♀️ badet und Dumbledore 🧙🏻♂️ der Gärtner ist
Der Ort Cuenca liegt in das Gold der Morgensonne getaucht vor mir. Ich muss lachen, als just in diesem Moment Mick Jagger 🎸„paint it black“ von meiner Playlist röhrt 😁
Die Schluchten zweier Flüsse trennen die Altstadt Cuencas von der Umgebung. Wahrzeichen der Stadt sind die Casas Colgadas, die “hängenden Häuser” über dem tiefen Tal des Flusses Huécar. Die Brücke über der Schlucht ist gesperrt und ich bin nicht unglücklich darüber, dass ich mich nicht überwinden muss, da drüber zu laufen 😅
Ich liebe es, auf Reisen meine Gedanken fliegen zu lassen. Das aktuelle Thema des Genderns schwirrt mir grade im Kopf herum, als (schon wieder 😳) eine Kuh vor mir auf der Straße steht. Ich denke so bei mir: Wer ergreift eigentlich Partei für dich? Was wenn du ein Känguru 🦘 im Körper einer Kuh 🐄 gefangen bist und künftig Kuhguru genannt werden möchtest 😆 Ich entscheide für mich, dass auch die Kuh 🐮 sein darf, was immer sie will, solange sie es mir SELBST sagen kann. Ich zwinkere ihr freundlich zu 😉 und fahre vorbei.
Ich entscheide mich für die längere Route durch den Parque Natural de Serrania de Cuenca. Nicht enden wollende Kurven, guter Straßenbelag und die Fahrbahn gehört mir alleine. Ein heisser Tipp für Motorrad Fahrer 🏍
Ich nähere mich Molina de Aragon, das unterhalb der Ruinen eines einst mächtigen Kastells liegt. Beeindruckend…
Aber es drängt mich weiter zu meinem Tour Highlight 🤩
Im Dorf Nuévalos befindet sich das berühmte Monasterio de Piedra, ein altes Zisterzienserkloster aus dem Jahre 1194 in einem wunderschönen Naturpark voller Kaskaden und Höhlen. Es ist ein wahrer Kraftort. Mir fehlen fast die Worte, diesen Ort zu beschreiben.
Der Weg durch den Park führt vorbei an Kaskaden und kristallklaren Seen. Ein Tunnel, der durch den Berg führt, gibt einen sehr niedrigen und feuchten Zugang frei, um hinter den Wasserfall zu gelangen.
Und DORT - ich bin sicher - müssen Feen ihre Hand im Spiel gehabt haben. Der Ort ist so unbeschreiblich schön und unwirklich, dass man es schier nicht glauben kann…
Ich verweile dort umhüllt vom Rauschen des Wasserfalls, bis ich vom Nebel komplett nass bin. Ich klettere aus dem Berg wieder ans Tageslicht, setze mich auf eine Bank vor dem Wasserfall, lasse mich von der Sonne trocknen und träume. Das Plätschern des Wassers wird zu silbrigem Glöckchenklang 🔔 und ich glaube, ich habe ein glitzerndes Elfchen 🧚🏼♀️ gesehen, das mir Feenstaub ins Gesicht pustet und dabei kichert 🌬✨💫
Der Park des Monasterio de Piedra, ein absolutes MUST SEE!
Das Kloster wurde übrigens längst zu einem sehr beeindruckenden Hotel mit 64 Zimmern umgebaut und erinnert mich sehr an Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei von Harry Potter. Dumble