Eine Reise in menschenleere Weiten zwischen PyrenÀen und Ebro.
Vor mir liegen 7 Tage und ca. 1200 Kilometer spannendes Terrain.....
Ich gelte ab heute als durchgeimpft gegen CORONA đđŁ mit Brief und Siegel und genau an diesem Tage begebe ich mich zusammen mit meinem VW Beetle đ auf die FĂ€hre đł von Palma nach Valencia. Ich werde mir Aragonien ansehen und nehme euch gerne wieder mit, wenn ihr wollt đ€
AragĂłn, benannt nach dem gleichnamigen Fluss, ist eine autonome Gemeinschaft Spaniens đȘđž und entspricht dem mittelalterlichen Königreich Aragonien, welches von 1035 bis 1707 existierte. Erst im Jahr 1982 erhielt AragĂłn seine EigenstĂ€ndigkeit zurĂŒck.
Im Norden verlaufen die PyrenĂ€en đ als Grenze zu Frankreich đ«đ· . Im SĂŒden windet sich der Rio Ebro ĂŒber 930 km bis ins Ebro Delta, wo er ins Mittelmeer flieĂt. Mit knapp 50.000 km2 und nur 1,3 Millionen Einwohnern (die HĂ€lfte davon lebt in der Hauptstadt Zaragoza) gehört Aragon zu den am dĂŒnnsten besiedelten Regionen Europas.
Neben dem Spanischen wird in einigen TĂ€lern der PyrenĂ€en noch Aragonesisch gesprochen, das sich aus dem VulgĂ€rlatein (Wikipedia nennt es wirklich so đ€Ł) entwickelt hat.
Genug der Völkerkunde! Los gehts đ€©
Ich erreiche den FĂ€hrhafen und in meinem Kopf trĂ€llert Chris de Burgh âdonât pay the ferrymanâ đ¶ Die FĂ€hre legt kurz nach 11:00 Uhr ab. Schiff Ahoi đłđšââïžâïž
Nach einiger Zeit ist Mallorca đ nur noch ein kleiner Punkt im Mittelmeer đ
FĂŒr meinen Geschmack dĂŒrfte es ein bisschen mehr âFluch der Karibikâ Feeling sein (weltgröĂter Piraten đŽââ ïž Fan ich doch bin đ€©), aber Hauptsache ich bin auf Tour đ§ł
Die AutofĂ€hren von heute haben nichts mehr mit dem Kahn zu tun, mit dem ich 1986 mit dem Motorrad nach Korsika ĂŒbergesetzt habe. Ich war damals das erste und bis dato letzte mal in meinem Leben seekrank. Wenn jemand gesagt hĂ€tte, in 10 Minuten sinkt das Schiff, ich hĂ€tte nur gefragt âwarum nicht sofort?â đ€ąđ€ąđ€ą
Ich genieĂe die Fahrt auf dem Sonnendeck đâ±
Valencia begrĂŒĂt mich gegen 18:30 Uhr am Hafen wenig einladend in grauem Kleid âïžâïžâïž Ich fahre von der FĂ€hre runter und bemerke, dass ich ja vergessen habe zu tanken đŁ und der Beetle sagt, noch 5 km, dann bleibe ich stehen đ âŠund zwar im Feierabend Verkehr einer 800.000 Einwohner Stadt, in der ich mir ein Hotel mitten in der Altstadt ausgesucht habe đŹđ Ich schaffe es auf den letzten Tropfen zur Tankstelle âœïžđ
Das Hotel đš im venezianischen Stil liegt wirklich mitten am Rathausplatz von Valencia und ich brauche nur vor die TĂŒr zu gehen, um mir ein hĂŒbsches Restaurant auszusuchen. Ich entscheide mich fĂŒr eines und esse zu Abend. WĂ€hrenddessen zieht der obligatorische RosenverkĂ€ufer alle Register. Ich brauche aber grade WIRKLICH keine Rose đčđ
Ich schlendere noch ein wenig durch die Nacht und lasse die Stadt auf mich wirken.
Der selbe RosenverkĂ€ufer kreuzt meinen Weg erneut. Ich brauche immer noch keine Rose, aber er setzt sich zu mir und wir unterhalten uns nett. Er ist Pakistani und wohnt mit 2 weiteren Kollegen in EINEM Zimmer zu dritt đ Er schickt Geld in sein Heimatland an seine Familie.
Ein Typ mit Pupillen groĂ wie Teller bettelt mich um Geld an und wird pampig, als ich ablehne. Ein weiterer probiert es đ
Hach ja, GroĂstĂ€dte⊠hĂŒbsch anzuschauen, aber ich bin immer froh, wenn ich sie wieder verlasse đ
Der Quell des Lebens und el toro negro
Valencia lasse ich hinter mir und es wird deutlich entspannter. Es wird immer einsamer und das ist auch gut so. Ich habe StraĂe und Gegend â° fĂŒr mich alleine. Es stimmt wirklich: Menschenleere Weiten⊠đđŽđ
Der Ort Teruel liegt vor mir. Er zeichnet sich aus durch eine architektonische Besonderheit, die sogenannten Mudejar TĂŒrme. Sie sind arabischen Ursprungs. Es tangiert mich nicht wirklich und ich fahre direkt weiter.
Albarracin, eines der schönsten Dörfer Spaniens, ist mein nĂ€chstes Ziel. Es erinnert mich ein bisschen an Valdemossa ohne Blumen, aber es ist kein bisschen touristisch. Es ist ein mittelalterliches Dorf, das mĂŒhevoll erhalten wurde und wirklich sehenswert ist. Die paar LĂ€den und Bars haben fast alle zu und ich frage mich wie so oft heute, wovon diese Gegend eigentlich lebt. Die Landschaft ist eine Mischung aus den schottischen Highlands und der bizarren Gegend, wo Tolkins Elben leben. Ich lasse mich von âFiddlers Greenâ begleiten đ¶ đźđȘ
Andere NationalitĂ€ten habe ich ĂŒbrigens noch gar keine getroffen. Ich habe den Eindruck, Aragon ist ein Geheimtipp fĂŒr Spanier. Man kann hier gĂŒnstig Urlaub in unberĂŒhrter Natur machen, die Gegend ist sehr ruhig und frei von peinlichen Touristen.
Auf meinem Weg Richtung Cuenca entdecke ich ein Schild, das auf einen Wasserfall đŠ hinweiĂt. Ich halte und klettere einen steinigen Pfad hinunter. Ich gehe ihn mit Freuden, hatte ich doch schon viel steinigere Wege in meinem Leben đ
Ich werde fĂŒrstlich entlohnt fĂŒr die Strapaze mit einer vollkommenen und unberĂŒhrten Schönheit, wie sie nur die Natur hervorbringt. Die âQuelle des Lebensâ kommt mir in den Sinn, die Captain Jack Sparrow findet đŽââ ïž
Ich klettere wieder hinauf und fahre weiter. Erneut bremst mich ein Wegweiser, der mir den Ursprung des Tajo verspricht. Er ist mit ca. 1007 km der lĂ€ngste Fluss auf der Iberischen Halbinsel, flieĂt in Ost-West-Richtung durch Spanien und Portugal und mĂŒndet in den atlantischen Ozean đ Der GeburtsstĂ€tte dieses Flusses hat man ein ehrwĂŒrdiges Denkmal gesetzt.
Ein dritter Wegweiser bringt mich dazu, meine Strecke zu verlassen. Eine alte MĂŒhle soll es wohl sein. Ich fahre lange und es wird immer steiniger und holpriger. Es wird waldig und mir kommt in den Kopf, was wohl wĂ€re, wenn mir JETZT ein Reifen platzen wĂŒrde, denn Telefonnetz oder Internet habe ich schon lange keines mehr đŹ Ich bin in the middle of nowhere. Und vor mir taucht plötzlich ER auf.
GroĂ, stark, schwarz... ein Berg aus Muskeln steht vor mir und starrt mich an đł
Wir stehen uns gegenĂŒber und ich frage mich, ob es wohl einen KuhfĂ€nger als Anbauteile fĂŒr den VW Beetle Cabrio gibt đ
Der Riese macht keinerlei Anstalten und ich passiere langsam. Eine sehr, seeeehr groĂe PfĂŒtze trennt mich von der MĂŒhle und ich lasse Vernunft walten und kehre um. Der Riese und seine Herde haben mittlerweile den Weg ĂŒberquert und nehmen nur geringe Notiz von mir.
Nach ĂŒber 300 km erreiche ich mein Hotel Resort und bin sehr zufrieden mit meiner Wahl.
Wo Tinkerbell đ§đŒââïž badet und Dumbledore đ§đ»ââïž der GĂ€rtner ist
Der Ort Cuenca liegt in das Gold der Morgensonne getaucht vor mir. Ich muss lachen, als just in diesem Moment Mick Jagger đžâpaint it blackâ von meiner Playlist röhrt đ
Die Schluchten zweier FlĂŒsse trennen die Altstadt Cuencas von der Umgebung. Wahrzeichen der Stadt sind die Casas Colgadas, die âhĂ€ngenden HĂ€userâ ĂŒber dem tiefen Tal des Flusses HuĂ©car. Die BrĂŒcke ĂŒber der Schlucht ist gesperrt und ich bin nicht unglĂŒcklich darĂŒber, dass ich mich nicht ĂŒberwinden muss, da drĂŒber zu laufen đ
Ich liebe es, auf Reisen meine Gedanken fliegen zu lassen. Das aktuelle Thema des Genderns schwirrt mir grade im Kopf herum, als (schon wieder đł) eine Kuh vor mir auf der StraĂe steht. Ich denke so bei mir: Wer ergreift eigentlich Partei fĂŒr dich? Was wenn du ein KĂ€nguru đŠ im Körper einer Kuh đ gefangen bist und kĂŒnftig Kuhguru genannt werden möchtest đ Ich entscheide fĂŒr mich, dass auch die Kuh đź sein darf, was immer sie will, solange sie es mir SELBST sagen kann. Ich zwinkere ihr freundlich zu đ und fahre vorbei.
Ich entscheide mich fĂŒr die lĂ€ngere Route durch den Parque Natural de Serrania de Cuenca. Nicht enden wollende Kurven, guter StraĂenbelag und die Fahrbahn gehört mir alleine. Ein heisser Tipp fĂŒr Motorrad Fahrer đ
Ich nĂ€here mich Molina de Aragon, das unterhalb der Ruinen eines einst mĂ€chtigen Kastells liegt. BeeindruckendâŠ
Aber es drĂ€ngt mich weiter zu meinem Tour Highlight đ€©
Im Dorf NuĂ©valos befindet sich das berĂŒhmte Monasterio de Piedra, ein altes Zisterzienserkloster aus dem Jahre 1194 in einem wunderschönen Naturpark voller Kaskaden und Höhlen. Es ist ein wahrer Kraftort. Mir fehlen fast die Worte, diesen Ort zu beschreiben.
Der Weg durch den Park fĂŒhrt vorbei an Kaskaden und kristallklaren Seen. Ein Tunnel, der durch den Berg fĂŒhrt, gibt einen sehr niedrigen und feuchten Zugang frei, um hinter den Wasserfall zu gelangen.
Und DORT - ich bin sicher - mĂŒssen Feen ihre Hand im Spiel gehabt haben. Der Ort ist so unbeschreiblich schön und unwirklich, dass man es schier nicht glauben kannâŠ
Ich verweile dort umhĂŒllt vom Rauschen des Wasserfalls, bis ich vom Nebel komplett nass bin. Ich klettere aus dem Berg wieder ans Tageslicht, setze mich auf eine Bank vor dem Wasserfall, lasse mich von der Sonne trocknen und trĂ€ume. Das PlĂ€tschern des Wassers wird zu silbrigem Glöckchenklang đ und ich glaube, ich habe ein glitzerndes Elfchen đ§đŒââïž gesehen, das mir Feenstaub ins Gesicht pustet und dabei kichert đŹâšđ«
Der Park des Monasterio de Piedra, ein absolutes MUST SEE!
Das Kloster wurde ĂŒbrigens lĂ€ngst zu einem sehr beeindruckenden Hotel mit 64 Zimmern umgebaut und erinnert mich sehr an Hogwarts, die Schule fĂŒr Hexerei und Zauberei von Harry Potter. Dumbledore habe ich auch gesehen, er hatte im Garten zu tun đ§đ»ââïž
Video vom Kloster:
Saragossa
Ich erwache in den stillen Mauern des Kloster-Hotels đ„± Alles schlĂ€ft noch, nichts rĂŒhrt sich. Perfekt! Die schwere EingangstĂŒr lĂ€sst widerwillig knarrend den kĂŒhlen Morgen herein. Ich husche hinaus und begebe mich in den Park đ
Tauperlen glĂ€nzen im Morgenlicht âš, als ich noch einmal hinab tauche ins Reich der Elfen und Feen đ§đŒââïž Zu gerne wĂŒrde ich mit Peter Pan frĂŒhstĂŒcken! Ich entdecke einen See, glasklar und rein wie ein Spiegel đȘ Der Ort ist einfach zu magisch, um ihn nur einmal besucht zu haben.
Ich verabschiede mich von diesem einzigartigen Zaubergarten đȘ und mache mich auf den Weg nach Saragossa. Die Fahrt ist entspannt und die Orte, die ich passiere, wenig spektakulĂ€r, die Landschaft dafĂŒr um so mehr. Mal wĂŒstenartig trocken, dann wieder satt grĂŒn. Die Weite AragĂłns ĂŒberwĂ€ltigt mich immer wieder. Das Land ist sehr fruchtbar. Wein đ der Sorte Garnacha (GrĂ©nache) wird bevorzugt angebaut. Es entspringen noch weitere bedeutende FlĂŒsse hier. AragĂłn und Wasser gehören zusammen wie Pommes und Ketchup đ
Saragossa liegt vor mir. Seinen Namen hat die Stadt den Römern zu verdanken, die ihr im Jahre 24 v. Chr. den Namen Colonia Caesar Augusta gaben. Aus diesem Namen wurde dann mit ein wenig Phantasie *Zaragoza*.
Erneut habe ich ein Hotel đš mitten in der Altstadt gewĂ€hlt. Enge im Stassenverkehr bekommt eine neue Bedeutung und die Abfahrt der Tiefgarage des Hotels hat viel mehr mit einem Schuhkarton gemeinsam als mit einem Parkplatz fĂŒr Autos. Ich schaffe es irgendwie, den KĂ€fer đ in die fĂŒr mich reservierte ParklĂŒcke zu quetschen - đš ich muss hier auch wieder raus đđ«đ© - und mache mich sogleich auf Erkundungstour.
Ein touristisches MUST SEE ist die Basilica del Pilar, das meistbesuchte Ziel in Aragonien, und die AljaferĂa, der Stadtpalast. Ich schenke mir beides und lasse gemĂŒtlich in einem Strassen CafĂ© die Stadt auf mich wirken. Es ist erstaunlich wenig los hier. Zeit, ein wenig shoppen zu gehen đ
Eine Stadt wird mich niemals so beeindrucken können wie ein StĂŒck Natur. Daher lasse ich es gut sein fĂŒr heute und freue mich morgen auf die Fahrt ins Ebro Delta.
Dresscode in der WĂŒste
Ich fahre ĂŒber die Löwen BrĂŒcke, das Wahrzeichen Saragossas. Sie trennt die El Pilar-Basilika und die Erlöserkathedrale. Die Menschen, die die BrĂŒcke ĂŒberqueren, genieĂen sichtlich den Anblick. So auch ich.
Dann verlasse ich die Hauptstadt Aragoniens und mein nĂ€chstes Ziel ist zugleich mein letztes auf meiner Reise, bevor es nach Valencia zurĂŒck geht.
Mehr als 3 Stunden fahre ich und die Landschaft erinnert mich manchmal sehr an die USA đșđž . Eine unglaubliche Weite, fast wĂŒstenartig. Einige verfallene HĂ€user und Steinruinen stehen am StraĂenrand. Die Red Hot Chili Peppers begleiten mich passend mit âOthersideâ đ¶
Es wird sehr bergig und ich fahre Serpentinen. Das Thermometer zeigt 32 Grad. Ich fahre im offenen Cabrio und der Sonnenhut ist unerlĂ€sslich. Nach wie vor gehört mir die StraĂe alleine. FastâŠ
In einiger Entfernung steht etwas Rotes auf der Fahrbahn, das sich nicht bewegt. Ich nĂ€here mich und traue meinen Augen kaum. Eine Fata Morgana? đ”đđȘ
Vor mir steht ein knallroter Ferrari đ der offensichtlich eine Panne hat. Ich weiĂ nicht, wie er es geschafft hat, aber das Hinterteil des Sportwagens reckt sich gen Himmel, wĂ€hrend der KĂŒhlergrill der Nobelkarosse den Teer kĂŒsst đł Unter dem hinteren Teil des Autos sehe ich einen ziemlich groĂen Felsbrocken đȘš
Wissen die Götter, wie der da hingekommen ist đ€Ż
Verletzt ist offenbar niemand und ich frage kurz, ob ich jemand informieren soll, aber der Armani Anzug đ€”đ»ââïž wischt sich ĂŒber die Stirn und winkt dankend ab. Das Cocktailkleidchen đ hingegen steht ratlos auf ihren fĂŒr diese Gegend eher ungeeigneten High Heels đ und hat sich den Tag garantiert anders vorgestellt đ
Ich verkneife es mir natĂŒrlich, ein Foto zu schieĂen, obwohl ich das zu gerne mit euch geteilt hĂ€tte đ
Ohne weitere ZwischenfĂ€lle erreiche ich mein Hotel direkt am Meer đ . Ich checke ein, entspanne mich am Pool nach der langen Fahrt und spaziere noch etwas am Meer entlang.
Morgen gehts zum Ebro DeltaâŠ
Delta del Ebro
Ich frĂŒhstĂŒcke und befreie mein Auto aus der viel zu engen Tiefgarage des Hotels. Hinein kommt man mit dem Schuhlöffel und wieder raus mit dem Dosenöffner, so fĂŒhlt es sich an đŹ
Ich fahre die Lagunen ab und bin bald mitten in tiefgrĂŒner, fruchtbarer Landschaft. Es gibt hier eigentlich nur Wasser đŠ, goldgelben Sand, Reisfelder (ja wirklich đ) und viiiiiele Flamingos đŠ©đŠ©đŠ©đŠ©đŠ©.
Sie erscheinen relativ farblos, wenn sie in sicherer Entfernung zum Menschen im Reisfeld stehen. Wenn sie sich aber in die LĂŒfte schwingen, sieht es aus, als ob rosa Wölkchen am Himmel ziehen
đ âïž đ âïž đâïž đâïžđ âïž đ âïž đâïž đâïž đ âïž đâïž đâïžđ âïž đ âïž đâïž đ
Die unendlichen Reisfelder sind durchzogen von KanalgrĂ€ben, um die Felder gleichermaĂen zu bewĂ€ssern. Die StrĂ€nde sind idyllisch einsam und so lang, dass man kilometerweit mit dem Auto auf ihnen fahren kann.
Die Architektur ist zweckmĂ€Ăig, praktisch und ohne viel Schnickschnack, die Menschen einfach und genĂŒgsam, aber freundlich đ Sie holen sich ihren Bedarf zum Essen - Fisch, MeeresfrĂŒchte und Reis - aus dem Wasser des Ebro, was ihr höchstes Gut hier ist.
Ein Krustentier đŠ krabbelt um sein Leben ĂŒber die StraĂe. Ich halte an, verfolge seinen Weg zurĂŒck und lande bei einem Mann, der im Wasser steht und die ScherentrĂ€ger nach drauĂen befördert. Er erklĂ€rt mir ausgiebig in einer grauenvollen Mischung aus Spanisch und Katalan, was er da tut. Ich verstehe nicht mal die HĂ€lfte. Es ist, wie wenn ein bayrisches Urgestein einem Nordlicht auf Hochdeutsch den Weg erklĂ€ren will đ€Żâïž
Dieser Naturpark ist nicht sehr spektakulĂ€r, aber als Ăkosystemen unglaublich wichtig. In jedem Falle ein Ort zum WohlfĂŒhlen.
Leggins und Lemuren
Herrlich⊠im FrĂŒhstĂŒckssalon des Hotels die Menschen zu beobachten đ
Ein Herr mittleren Alters, mittelgross, Ă€uĂerlich der mittleren Mittelschicht angehörend, also der klassische 08/15 Pauschal-Tourist, versucht einen Kaffee zu bekommen. Hilflos steht er vor dem Automaten, aus dem George Clooney - sexiest man alive - seinen Kaffee genieĂt. Sein weibliches Pendant eilt sogleich zu Hilfe, erklĂ€rt ihm die NESPRESSO Maschine und lĂ€sst ihn dabei reichlich dĂ€mlich aussehen. Mit beiden HĂ€nden hĂ€lt er krampfhaft die Tasse fest und dackelt Mutti hinterher.
Ein LGTB đłïžâđ PĂ€rchen (darf man eigentlich âschwulâ noch sagen đłđ?) sitzt auf der Terrasse mit seinem Mops und erfĂŒllt alle Klischees.
Dann sind da noch die Durchsichtigen đ€ die nirgendwo auffallen, keine ExtrawĂŒnsche haben und des Hoteliers liebster Gast sind.
Ein junges PĂ€rchen đ©ââ€ïžâđš, das zum ersten Mal gemeinsam in Urlaub fĂ€hrt und nur Augen đ fĂŒr sich hat đ und vor lauter Geturtel đ fast das FrĂŒhstĂŒck vergisst.
Das Ehepaar Prollinger aus dem Pott, ein hellhĂ€utiger Mann Mitte 50 mit Halb-Glatze, dickem Bauch, SchweiĂ auf der Stirn und viel zu engem T-Shirt, der zu laut redet und sich am Buffet Unmengen auf den Teller hĂ€uft und dessen Frau Birkenstock Treter (weil angewachsen) und Leggins trĂ€gt đ Leggins sind halt ehrlichâŠ
Aber ich mag sie alle đ denn wenn ich auf solche Menschen treffe, weiĂ ich, dass ich auf Reisen bin đ und Reisen tut gut. Es bildet, erweitert Horizonte und manchmal lehrt es auch Demut.
Zeit fĂŒr den Check out. Auf gehtâs Richtung Valencia! An einer Kreuzung sehe ich einen grau gelockten Hippie đ in seinem grĂŒnen VW KĂ€fer đȘČ , beide circa Baujahr 1967.
Wir grĂŒĂen uns lachend âïžâźïž
Ich fahre und genieĂe noch einmal die Fahrt. Die Gegend wird immer eintöniger.
Eine Tankstelle nach der anderen ist geschlossen. Verlassene HĂ€user und RaststĂ€tten⊠Die Gegend hat was Morbides. Weit und breit kein Auto und kein Mensch zu sehen. Die âCranberriesâ krĂ€chzen âZOMBIE in your Headâ đ§ââïžđ§đ§ââïž
Ein Hinweisschild auf einen LIDL. Da könnte ich doch noch kurzâŠ
AUCH GESCHLOSSEN đł
Gerade als ich mich mit dem Gedanken trage, die Apokalypse eventuell heute nacht verpennt zu haben (sowas könnte mir nĂ€mlich durchaus passieren), sagt mir ein Blick auf mein Handy, dass heute Sonntag ist đđ
Je nĂ€her ich Valencia komme, desto belebter wird die Gegend wieder, aber schöner wird sie deswegen noch lange nicht. Trabanten StĂ€dte đ und fĂŒrchterlich hĂ€ssliche Architektur.
Ich bin jetzt insgesamt 1200 km gefahren und etwas mĂŒde. AuĂerdem möchte ich mich unbedingt etwas bewegen, daher beschlieĂe ich, dem Zoo in Valencia noch einen Besuch abzustatten. Man mag durchaus geteilter Meinung ĂŒber Zoos sein, aber dieser ist sehr sehenswert mit groĂen Gehegen ohne Gitter, sondern mit natĂŒrlichen LebensrĂ€umen und Barrieren.
Ich genieĂe die Tiere Afrikas und freue mich langsam aber sicher auf zu Hause. Die nachempfundene Savanne strahlt Ruhe aus. Einzig bei den Gorillas đŠ bekomme ich ein beklemmendes GefĂŒhl, als der SilberrĂŒcken mich durch die Panzerglasscheibe traurig ansieht đ„ș
Ich fahre zur FĂ€hre. Kabine habe ich keine bekommen, also wird die 7,5 stĂŒndige Ăberfahrt des nĂ€chtens eher kein SpaĂ đ” aber macht nix đ morgen frĂŒh um 05:00 bin ich in Palma, zurĂŒck auf meiner Insel đ
Meine Aragonien Reise geht nun zu Ende und sie hat mir sehr gut gefallen. Ich kann euch diesen Teil Spaniens und besonders die Gegend um das Monasterio de Piedra wĂ€rmstens ans Herz legen und freue mich, dass ihr mit dabei wart đ€©
Mal sehen, wo es mich als NĂ€chstes hin zieht. Ich lasse von mir hören đ
Lasst es euch gut gehen und bis bald
Eure Manuela đđ