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Nord-Indien März 2020

Aktualisiert: 10. Apr. 2021

Namaste aus Indien 🇮🇳


Wie versprochen hat die nächste Reise nicht lange auf sich warten lassen. Ich bin zurück in Indien, ein Land das mich bereits 2018 sehr fasziniert hat. Mein Bruder Stephan ist mein Reisegefährte. Wir haben uns eine interessante Route zurecht gelegt und ich nehme euch gerne wieder mit!


Unser Lufthansa Flug war entspannt und wir landen des nächtens in Delhi. Nach ein paar Stunden Schlaf gehen wir in Alt-Delhi auf eine Zeitreise. Wir schnappen uns ein Tuk-Tuk 🛺 und besuchen die Jama Masjid, eine der größten Moscheen der Welt. Die Worte des Fahrrad Rikscha Fahrers zweifeln wir zuerst an, denn er behauptet, in Alt Delhi komme man mit dem Tuk Tuk nicht weiter, steigen aber trotzdem ein in seine Rikscha. Nach kurzer Zeit erkennen wir: wenn ein Inder zu dir sagt „es ist nicht möglich“ im Bezug auf Straßenverkehr, dann glaube ihm einfach 😁 Enger und unwegsamer geht es nämlich nicht! Alt Delhi ist eine einzige Baustelle...

Der Rikscha Fahrer bahnt sich zielsicher seinen Weg durch diesen Wahnsinn und wir sind sicher, die Gesetze der Physik gelten hier nicht. Vorbei am Roten Fort, der Palastanlage der Mogulen, die ihren Namen den Außenmauern aus rotem Sandstein verdankt, führt uns unsere Fahrt weiter zum Mondscheinplatz Chandni Chowk, einem der ältesten und auch geschäftigsten Marktplätze der Stadt. Der Fahrer zeigt uns abseits der Hauptwege die morbide Schönheit der Stadt aus einem anderen Blickwinkel und bringt uns durch verlassene Häuser hoch oben auf die Dächer Alt Delhis. Wir sehen den Gewürzmarkt von oben und es duftet nach Chili 🌶 und Curry 🍛


Der Rikscha Fahrer setzt uns an der nächsten Metro Station ab und wir finden uns nach kurzem Studieren zurecht in Delhis U-Bahn Netz. Der berühmte Sikh-Tempel Bangla Sahib Gurudwara ist unser nächstes Ziel. Zufällig kommen wir gerade rechtzeitig zu einer Zeremonie und werden herzlich eingeladen teilzuhaben. Wir bedecken unserer Häupter mit bunten Tüchern und bekommen Einsicht in die Traditionen dieser in Indien entstandenen Religion. Sikhs 👳🏾‍♂️👳🏾👳🏾‍♀️ sind ausgesprochen aufgeschlossene und offenherzige Menschen. Nach der Zeremonie bekommen wir eine Art Gewürzpudding wortwörtlich in die Hand gedrückt und trinken dazu heiliges Wasser der Sikhs.

Ein Tuk Tuk 🛺 bringt uns zurück zum Hotel und wir suchen uns ein schönes Restaurant für den Abend, wo wir den 1. Tag ausklingen lassen. Es ist schön, wieder hier zu sein 🤩



Meisterwerke der Mogulbaukunst


Ich ziehe unbemerkt vom Wächter Geld am ATM💰.

Wir buchen uns ein Cab 🚕, das uns nach Agra bringt. Die Mogulen waren nicht nur Herrscher, sondern auch große Baumeister und wir stehen vor dem sagenumwobenen Taj Mahal. In unvergleichlicher Schönheit durch absolute Symmetrie erstrahlt dieser „teuerste Liebesbeweis aller Zeiten“, den Mogulkaiser Shah Jahan für seine geliebte Frau Mumtaz Mahal errichten ließ, noch heute in weißem Marmor. Es ist eine traurige Geschichte, die es umrankt und ich gebe sie so wieder, wie sie mir unser Guide erzählt hat.


Mumtaz Mahal war die 3. Frau des Kaisers und schenkte ihm 14 Kinder, woran sie schließlich verstarb. Der Kaiser erfüllte ihr ihre beiden letzten Wünsche: er solle nie wieder heiraten und er möge ihr ein Grabmal bauen. So investierte er ein unfassbares Vermögen in den Bau dieses Mausoleums, der 22 Jahre dauerte. Sein 3. Sohn ermordete den 1. und 2. Thronfolger um selbst auf dem Stuhl des Kaisers zu sitzen und ließ seinen Vater wegen seiner Verschwendungssucht und Verblendung durch die Trauer über den Verlust seiner geliebten Frau einsperren. Er kam seiner Bitte nach, wenigstens den Blick auf das Grabmal seiner Frau behalten zu dürfen und man sperrte ihn in einen gegenüber liegenden Palast ein bis zu seinem Tode. Er wurde neben seiner Frau im Taj Mahal beigesetzt. Das Grabmal funkelte damals bei Sonnenaufgang, denn es war über und über mit Gold und Edelsteinen 💎 besetzt. Die Kolonialmacht England 🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿 beraubte während der Besetzung Indiens 🇮🇳 das Taj Mahal und viele weitere Bauwerke ihres Prunks und bis heute wurden die Schätze an Indien nicht zurück gegeben. So wurde es mir mehrfach berichtet.


Wir besuchen das monumentale Fort Agra. Drei Generationen von Mogulkaisern zelebrierten in dieser Palaststadt ihre Macht und Herrlichkeit. Mitte des 17. Jahrhunderts ließ Kaiser Akbar den Grundstein für die Festung aus rotem Sandstein legen. Einst bestand die Palaststadt aus 500 Gebäuden. Innerhalb des 2,4 Kilometer langen Schutzwalls liegen die repräsentativen Palastbauten, Moscheen und Gartenanlagen.


Draußen zeigt man uns noch, wie die Edelsteine in Handarbeit geschliffen werden.


Wir sind abgefüllt bis oben hin mit Geschichtsunterricht 🤯 und lassen uns zum Hotel bringen. Abends beschließen wir ein Restaurant in Agra zu besuchen. Ein Fahrrad Rikschafahrer bietet uns seinen Dienst für 300 Rupien (3,60€) an, uns die knapp 2 km zu fahren, auf uns vor dem Lokal zu warten und wieder zurück zu bringen. Er muss das Fahrrad ein Stück bergauf schieben. Stephan springt ab und hilft ihm. Ich muss sitzen bleiben. Mir war selten etwas peinlicher im Leben...

Auf dem Heimweg bittet er uns kurz bei einem Geschäft zu warten. Er kommt raus und hält uns eine Plastiktüte gefüllt mit Milch hin und erzählt stolz von seinen beiden Babies 👶🏻👶🏻 zu Hause. Wir balancieren die Milchtüte vorsichtig während er uns fährt und schweigen. Ich drücke ihm 500 Rupien statt der geforderten 300 in die Hand. Er schaut auf das Geld und fragt mich: „Are you happy, Madam?“ erst als ich bejahe, freut er sich und wir verabschieden uns.


Reisen lehrt einen so manches. Vor allem aber ändert sich die festgefahrenen Sicht auf viele Dinge und zeigt, wie die Welt wo anders funktioniert, selbst wenn wir uns das nicht vorstellen können...




Der Besuch einer Geisterstadt


Wir setzen unsere Reise zum letzten Eckpunkt des Goldenen Dreiecks fort. Auf dem Weg von Agra nach Jaipur besuchen wir die Ruinenstadt Fatehpur Sikri. Mit Ziegeln aus rotem Sandstein ließ hier der Großmogul Akbar im 16. Jahrhundert seine Hauptstadt errichten, die aber wegen Wassermangels kurz nach der Fertigstellung aufgegeben werden musste. Sie ist trotzdem bis heute mit der großen Moschee und allen Palästen nahezu geisterhaft erhalten geblieben. Am Nachmittag erreichen wir Jaipur. Im späten 19. Jahrhundert wurde die Stadt als Vorbereitung auf den Besuch des britischen Königs in Rosa-Tönen gestrichen – in Rajasthans Tradition ist dies die Farbe der Gastfreundlichkeit. Bis heute wird Jaipur deshalb noch als „Pink City“ bezeichnet. Wir checken in unser Hotel ein, ein ehemaliger Palast. Man bezeichnet solche Hotels in Indien als Heritage (englisch für Erbe) oder Haveli. Abends essen wir in einem jüdischen Restaurant und die sprichwörtliche Geschäftstüchtigkeit dieser Menschen wird durch indische Freundlichkeit harmonisiert.


Ich hätte zu gerne das Unwort des Jahhunderts 👑 🦠 aus meinen Reiseberichten draußen gelassen, denn ich persönlich halte diese Panik um diesen neuen Virus für vollkommen übertrieben. Aber wir kommen nicht drum herum...






Dieses Land mit so unfassbar vielen Menschen, das mit Dreck, Armut und Keimen bestens vertraut ist, hat panische Angst vor diesem neuen Virus.


Unsere indischen Freunde Shankar und Priya, mit denen wir uns in Delhi treffen wollten, teilen uns mit, dass ihnen nahegelegt wurde, NICHT zu reis


en. Sie haben ihren Flug gecancelt und auch wir müssen unsere Pläne ändern. Wir werden zum Holi Fest nicht in Delhi sein wie geplant, sondern verbringen stattdessen vier weitere Nächte in der Gegend um Jaipur. Delhi hat außerdem alle Holi Aktivitäten abgesagt.


Es stehen noch zwei weitere Länder 🇳🇵 🇹🇭 auf unserer Reiseroute. Einer unserer Flüge (von Bangkok nach Delhi) wurde bereits gecancelt. Das bedeutet für uns, wenn wir Indien 🇮🇳 verlassen, dürfen wir nicht mehr zurück in dieses Land. Unsere Heimreise sollte aber von Delhi aus gehen. Es ist Wochenende und ich erreiche niemanden auf der Botschaft.